Dießenbacher Informationsmedien

OSCAR

Ein Forschungsprojekt

Zum Forschungsprojekt

Schematische Darstellung der Kommunikationsprozesse entlang einer
archäologischen Grabung; im Hintergrund eine Luftaufnahme der
B6n-Grabung
'OSCAR' ist das Akronym für 'Open Settlement Communication And Research Platform', eine Kommunikations- und Präsentationsplattform für Siedlungsforschung.

Die OSCAR-Entwicklung stand im Mittelpunkt des Forschungsprojekts 'Entwicklung eines interdisziplinären, digitalen Kommunikationssystems zur Erforschung und Darstellung von Siedlungen am Beispiel der mittelalterlichen Wüstung Marsleben', das unter Leitung der Hochschule Anhalt (FH) durchgeführt wurde.

Das Forschungsprojekt wurde durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter der Projektträgerschaft der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e. V. (AiF) von September 2005 bis August 2008 gefördert.

Informationsmedien Dießenbacher Tewissen war an diesem Forschungsprojekt beteiligt. Für den Projektantrag leisteten wir im Vorfeld Beiträge. Während der Projektlaufzeit entwickelten wir den zentralen Web-OSCAR, die Terminal-Anwendung als Ausgabemodul für die Öffentlichkeit sowie ein CMS für die Terminal-Anwendung.

Ende November 2008 wurde das Forschungsprojekt abgeschlossen. Vom Hochschul-Team in Dessau wurde eine Publikation erstellt. Ihr wird u. a. eine CD mit der Standalone-Version der Terminal-Anwendung beiliegen.

Interessant am Rande: Unter dem Titel "Archäologie modern" verweist die Website der UNESCO-Welterbe-Stadt Quedlinburg seit Herbst 2008 auf eine Online-Version der Terminal-Anwendung, die in unserem Hause während des Projektes entwickelt wurde. Die Inhalte der Quedlinburg-Version wurden vollständig vom Hochschul-Team Dessau zusammengestellt.

Zum Untersuchungsgegenstand: Marsleben

Foto von der B6n-Grabung im November 2004

Nahe der heutigen UNESCO-Welterbestadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt fand im Rahmen des Neubaus der Bundesstraße 6 von 2003-2005 eine große archäologische Grabung statt. Die Grabung belegte eine über 7000-jährige Besiedlungsgeschichte der Region. Es wurden bedeutende Befunde von der Bandkeramischen Kultur der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit hinein gesichert.

Bis in das Spätmittelalter hinein erblühte hier die Siedlung "Marsleben". Um 1400 nahm die Blütezeit ein jähes Ende: Vermutlich bei einem politisch motivierten Überfall wurde die Siedlung in Brand gesteckt. In der Folge wurde die Siedlung aufgegeben und die Bewohner siedelten in die Stadt Quedlinburg über.

Am Beispiel der wüst gefallenen mittelalterlichen Siedlung Marsleben sollte OSCAR, das Kommunikations- und Präsentationssystem, den interdisziplinären Wissensaustausch zwischen den am Forschungsprojekt Beteiligten ermöglichen und zugleich die Partizipation der Öffentlichkeit am Forschungsprozess sichern.

Forschung "live"

Foto von der B6n-Grabung im November 2004:
Ein menschliches Skelett in einem Grab
Eine über 7000-jährige Besiedlungsgeschichte? Überfall? Siedlung aufgeben? Dies alles klingt nach spannender Geschichte. Der große Anklang von Führungen über die B6n-Grabung, Vorträgen, einer eigenen Website und Ausstellungen sogar noch während der Grabung waren für das Grabungsteam ein Beleg, dass die Geschichte um Marsleben und Quedlinburg von großem Interesse für die Öffentlichkeit ist.

Wenn der Fortschritt, die Ergebnisse und die Erkenntnisse von Grabungen also auch unmittelbar mit der Öffentlichkeit kommuniziert werden, kann Forschung auch "live" stattfinden.

Heute ist alles unter einer neuen Bundesstraße verschwunden? Das wiederum klingt ernüchternd. Im Rahmen größerer Bauprojekte ist dies der Alltag. Unter großem zeitlichen Druck erfolgen archäologische Grabungen, die als "Not-" oder "Rettungs-" Grabungen oftmals viele und sehr bedeutsame Befunde ans Tageslicht bringen.

Das anschließende Überbauen der Fundstätten muss nicht ernüchtern - bedenkt man, dass die Grabung überhaupt erst durch das Bauvorhaben ermöglicht wurde. Außerdem gehört zu jeder archäologischen Grabung das Dokumentieren und das Katalogisieren der Befunde, die somit für die wissenschaftliche Auswertung dauerhaft gesichert sind.

Auf dieser Grundlage versuchen Wissenschaftler, Erkenntnisse zu gewinnen, die das Wissen über unsere Geschichte erweitern. Hierzu müssen oftmals verschiedene Fachdisziplinen miteinander kommunizieren. Ein mögliches Ergebnis ist eine gesicherte These. Aber auch ein gleichberechtigtes Nebeneinander wissenschaftlicher Hypothesen kann ein Ergebnis sein.

Da wir nicht nur Geschichte spannend finden, sondern auch die Kommunikationsprozesse - einerseits wissenschaftsintern, andererseits zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit - leisteten wir gerne Beiträge für das OSCAR-Projekt, die wir im Folgenden kurz vorstellen:

» Web-OSCAR

» Terminal-Anwendung

» Terminal-CMS